Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

Vor einigen Tagen habe ich hier über das Interview geschrieben, das Michel Friedman mit Horst Mahler geführt hat. Gehofft habe ich, dass jemand das Glanzmagazin, das die Ungeheuerlichkeit veröffentlicht hat, anzeigt: Wegen Volksverhetzung. Nun hat das einer getan: Arno Lustiger, Überlebender des Holocoust.

„Dafür soll sie büßen“, sagte Lustiger der dpa. Der Historiker, selbst ein Ãœberlebender des KZ Auschwitz, verklagte deswegen den Chefredakteur Ulf Poschardt und den Herausgeber Bernd Runge wegen Volksverhetzung (Paragraf 130 des Strafgesetzbuches). Horst Mahler und Michel Friedman, der Interviewete und der Interviewer, seien ihm dagegen „völlig egal“.  (Quelle SPIEGELONLINE –KLICK)

Michel Friedman verteidigt noch immer sein Interview:

„Ich kann die Kritik verstehen. Dennoch ist es meine journalistische Pflicht, das Unappetitliche zu vermitteln“, sagte er der „Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung“. Würde es sich bei Mahler nur um einen Einzelfall handeln, wäre er nach den Worten von Friedman nicht der Rede wert. „Aber in Deutschland gibt es viele Menschen, die ähnlich denken wie Mahler. Nur formulieren sie es oft eleganter und softer.“ Nach dem umstrittenen Gespräch hatte Friedman als Privatperson gegen Mahler Anzeige erstattet.  (Quelle: FOCUS)

Schön wäre gewesen, wenn Friedman einen von denjenigen entlarvt hätte, die ähnlich denken wie Mahler und es nur „oft eleganter und softer formulieren“.

Diese „Softi-Nazis“ begrüßen ihre Interviewpartner nicht mit dem Hitlergruß und leugnen in Interviews auch nicht den Holocoust. Die machen Karriere – und nutzen die Meinungsfreiheit zur Verbreitung ihrer gefährlichen Ansichten. Die Widerlegung dieser Ansichten in einem Gespräch – das wäre produktiv. Aber vermutlich weder interessant für Friedman noch für VANITY FAIR.

Mir begegnete neulich so ein Anzug-Rechter mit Liberalfliege und eigener Firma mit Expansionspotential. „Die hohe Verschuldung Berlins hängt ja auch mit dem hohen Ausländeranteil zusammen. Da arbeitet meist nur einer in der Familie, der Rest kriegt Hartz IV.“ Solcherlei Behauptungen bleiben oft unwidersprochen. Werden geglaubt. Und prägen sich ein. Ich hatte Glück, dass ich wenige Tage vorher, das Richtige gelesen hatte.

In Berlin leben viele Menschen aus vielen Ländern. Nun ist aber Frankfurt (nein, nicht das an der polnischen Grenze, sondern das andere, das reiche West-Frankfurt) im Vergleich zur Hauptstadt eine Metropole mit doppelt so hohem Ausländeranteil.  Auch im wohlhabenden München ist die prozentuale Zahl an Ausländern viel höher als in Berlin. Lässt das den Schluss zu, dass in Städten, in denen viele Ausländer leben, weniger Schulden gemacht werden? Ich empfehle folgende Seite – die Tabelle ganz unten… KLICK. Sömmerda hat einen Ausländeranteil von lächerlichen 0,6 %, aber jeder Einwohner brachte es statistisch im Jahr 2004 auf satte 1957 Euro Schulden – der Bundesdurchschnitt lag bei nur 1438 Euro.

Die „Meinung“, die Ausländer wären verantwortlich für die hohe Verschuldung Berlins, ist eben nicht nur eine Meinung, sondern vor allem eine Lüge. Und diese Lüge wird nicht nur verbreitet von Menschen, die auf Dummheiten reinfallen, sondern auch von braunen Gesellen aller Art.

Ich gebe gern zu, dass vieles, was vielen als Meinungsfreiheit gilt, für mich nicht dazu gehört.

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