Die Ungeheuerlichkeit

screenIn aller Öffentlichkeit darf ein Nazi seine Thesen verbreiten. Einer, der es besser wissen müsste, bietet dem Kerl eine Bühne. Michel Friedman führt ein zweistündiges Interview mit Horst Mahler. 

Friedman, glaubt man, darf das. Er stammt aus einer jüdisch-polnischen Familie. Und war Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. VANITY FAIR druckt das Interview in vollem Wortlaut. Erst kommt die Auflage und dann die Moral. Aber so wollen die Zeitungsmacher nicht gesehen werden.

„Wir veröffentlichen dieses Interview, weil wir glauben, dass es eine bessere Bloßstellung der deutschen Rechtsextremen nie gegeben hat – auch wenn er Dinge sagt, die in Deutschland verboten sind: Mahler leugnet den Holocaust und benutzt den Hitler-Gruß.“ (VANITY FAIR)

Die Redaktion teilt dem Leser auch mit, dass Michel Friedmann nach dem Interview als Privatperson Anzeige gegen Horst Mahler erstattet hat. Aber sie druckt Mahler. Und beteiligt sich damit an der Verbreitung seiner Wahnvorstellungen. Das ist fahrlässig und eine Ungeheuerlichkeit. Michel Friedmann gelingt es nämlich keineswegs, die deutschen Rechtsextremen wirklich bloßzustellen. Das Interview bietet Futter für alle diejenigen, die sich ohnehin nach solcherlei Volksverhetzungsmaterial sehnen.

Ich werde das Interview trotz alledem hier verlinken.

Unter den Kommtentaren zum Interview fand ich auch einen, den ich hier einstellen will. Er stammt von Ingo Hasselbach – dem wohl bekanntesten Aussteiger aus der Neonaziszene.

Harvest
02.November 2007, 12:59 Uhr

Ich habe jetzt auch den zweiten Teil dieses Interviews durch. Ich kann mich nur wiederholen, Es ist nicht gut jemandem wie Mahler eine solche Plattform zu bieten. Egal wie, die Nazis werden sowas immer als Werbung auffassen, auch wenn es von VF nicht gewollt ist. Da kann einer der ihren in ellenlanger Form seine dreckigen Thesen verbreiten ohne das ihm wirklich jemand Einhalt gebietet. Demokratie hin oder her, es gibt Grenzen. Eine Demokratie muss wehrhaft sein und kann es nicht zulassen das ein geistiger Brandstifter wie Mahler hier indirekt Nachwuchs rekrutiert. Der Mann ist gefährlicher als mancher Skinhead auf der Strasse, weil er sie mit seinen Aussagen legitimiert.
Glauben sie mir ich weiss wovon ich rede…

Mit freundlichen Grüßen,

Ingo Hasselbach

Ingo Hasselbach weiß wirklich, wovon er redet. Ich empfehle das Buch „Die Abrechnung. Ein Neonazi steigt aus“, das seine Geschichte erzählt. (Ingo Hasselbach, Winfried Bonengel – Aufbau Verlag 160 S. 76 Abb. ISBN 3-351-02413-4 )

So spricht man mit Nazis (1) – Link - Michel Friedman interviewt Horst Mahler

So spricht man mit Nazis (2) – Link - Michel Friedman interviewt Horst Mahler

Ich hoffe, dass bald diese Links nicht mehr funktionieren, weil die weitere Verbreitung der Aussagen des Nazis Horst Mahler in diesem Interview verboten wird. Aber mir scheint ich werde lange darauf warten müssen, immer mehr Menschen halten die Veröffentlichung von solcherlei Ungeheuerlichkeiten für akzeptabel und demokratisch. Der Rechtsruck der Gesellschaft zeigt sich auch in dem, was sie für noch erträglich hält.

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3 Antworten zu Die Ungeheuerlichkeit

  1. Senor Pedro sagt:

    Haben sich genau die zwei richtigen Deppen zum ausführlichen Plausch getroffen. Schmierentheater. Aber drollig ist, daß Friedman hinterher Anzeige gegen Mahler erstattet hat. Und wer belangt jetzt eigentlich Friedman und Vanity Fair?

  2. Maja Wiens sagt:

    Eigentlich müsste jemand auch gegen die Zeitung Anzeige erstatten, aber das nötige Kleingeld habe ich nicht…
    Ich hoffe, jemand der es sich leisten kann, tut es..
    Gruß Maja

  3. Miriam sagt:

    Wir können zusammenlegen für eine Sammelklage. Ich bin mit 50,00 Euro dabei. Der eine oder die andere findet sich bestimmt.

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