Lieber Aufschreiber, nein, wir sind nicht beim „400-Euro-Jobber, der mit seiner Kunst weniger als 325 Euro monatlich dazu verdient und deshalb bei der KSK nicht versichert ist“, sondern bei einem, der auf Honorarbasis kunstfremd arbeitet, das ist ein gewaltiger Unterschied.
Ja, ein Künstler kann auch mal vorübergehend unter dem Einkommenslimit bleiben, ohne aus der KSK herauszufallen, aber viele können absehen, dass sie das längerfristig sein werden und beantragen die Mitgliedschaft nicht. Manche sehen sich auch zu keiner Einkommensprognose imstande.
Ob die Kunst Beruf oder nur Hobby ist, lässt sich nicht ausschließlich über mit ihr erzieltes Einkommen festlegen, denn das hängt nicht ausschließlich von den künstlerischen Fähigkeiten des Künstlers ab, sondern ganz entscheidend auch von der Kaufkraft derer, die sich für seine Kunst interessieren.
Ich habe bei Zukunftsbau Künstler kennengelernt, die dort Kreativkurse geben, um sich über Wasser halten zu können, was aber nicht bedeutet, dass ihre Kunst wertlos oder eben nur Hobby ist.
Was, wenn kein Argument, ist denn der Hinweis auf unsolidarische Bezahlung? Es wird solidarisches Beitragsverhalten von unsolidarisch Entlohnten erwartet. (Ich meine nicht den „Zahnarzt“.) Das ist ein Widerspruch in sich.
Und da sind wir m.E. am entscheidenden Punkt: Wir diskutieren hier nämlich gar nicht wirklich über die notwendige von allen beitragsfinanzierte Altersabsicherung für alle, sondern über ein Arm-reich-Gefälle, das in Ursula von der Leyens Eckpunktepapier nicht berücksichtigt oder zumindest nicht transparent wird.
Jemand, der der Solidargemeinschaft JETZT nicht „auf der Tasche liegen“ will und sich irgendwie durchwurschtelt, wird aufgefordert, auch hinsichtlich Altersvorsorge solidarisch zu handeln. Das setzte aber Arbeitsentgelte voraus, die mehr als ein sorgenfreies JETZT ermöglichen.
Es nur logisch, dass es einen Aufschrei derer gibt, die sich zu mehr Sozialabgaben außerstande sehen. Ursula spricht schlicht von Selbstständigen und nicht von Selbstständigen mit einem monatlichen Einkommen ab…
Und die Diskussion, ob man von 1000,00 leben kann oder nicht und ob man ein WG-Zimmer für 250,00 warm kriegt oder nicht, führt am Kern der Sache vorbei. Das ist auch regional unterschiedlich. Eine Mutter von zwei Kindern, die ich bis vor kurzem gelegentlich betreut habe, mietet gerade ein Haus mit 6 Zimmern und Garten für 500,00 (kalt), allerdings ist das in Torgelow.
Liebe Miri,
„nein, wir sind nicht beim „400-Euro-Jobber, der mit seiner Kunst weniger als 325 Euro monatlich dazu verdient und deshalb bei der KSK nicht versichert ist“
Dieses von Dir nun als unzutreffend klassifizierte Beispiel stammt – siehe Zitat – von Dir selbst.
„Ich habe bei Zukunftsbau Künstler kennengelernt, die dort Kreativkurse geben, um sich über Wasser halten zu können, was aber nicht bedeutet, dass ihre Kunst wertlos oder eben nur Hobby ist.“
Bezieht sich auch auf die Absätze davor: Ein Künstler, der freiberuflich Kreativkurse gibt, ist entweder als Pädagoge oder in der KSK heute längst pflichtversichert.
„Was, wenn kein Argument, ist denn der Hinweis auf unsolidarische Bezahlung? Es wird solidarisches Beitragsverhalten von unsolidarisch Entlohnten erwartet. (Ich meine nicht den „Zahnarzt“.) Das ist ein Widerspruch in sich.“
Warum, bitte, sollte ein Kapitalist mit einem seiner Lohnsklaven solidarisch sein? Oder der von der herrschenden Klasse abhängige Staat?
„Es nur logisch, dass es einen Aufschrei derer gibt, die sich zu mehr Sozialabgaben außerstande sehen. Ursula spricht schlicht von Selbstständigen und nicht von Selbstständigen mit einem monatlichen Einkommen ab…“
Das ist doch irreal und das weiß auch Ursula von der Leyen, die ich politisch nun wirklich nicht sehr schätze. Kein Mensch will ersnthaft dem 1000-Euro-Umsatz-Macher (dass Du hier immer den Umsatz mit dem tatsächlichen Netto-Einkommen quasi gleich setzt, ist übrigens ein wenig unseriös) 400 Euro Rentenversicherungsbeitrag abnehmen.
Tatsächlich ist der „Aufschrei“, auf den leider viele Klein- und Fast-nichts-Verdiener hereinfallen, eine von der FDP nahestehenden Unternehmensberatern u. ä. lanciert, um gut verdienende Freiberufler vor der Solidargemeinschaft zu schützen.
„Und die Diskussion, ob man von 1000,00 leben kann oder nicht und ob man ein WG-Zimmer für 250,00 warm kriegt oder nicht, führt am Kern der Sache vorbei. Das ist auch regional unterschiedlich. Eine Mutter von zwei Kindern, die ich bis vor kurzem gelegentlich betreut habe, mietet gerade ein Haus mit 6 Zimmern und Garten für 500,00 (kalt), allerdings ist das in Torgelow.“
Nein, das geht nicht an der Sache vorbei. Was Du in diesem Absatz schreibst, ist ein Plädoyer für die Gentrifizierung: Arme raus aus den Städten und ab aufs Land.