Einer, das ist der BFC Dynamo. Beziehungsweise seine Fans. Alle sind Alle. Die Fans des BFC Dynamo wollen die Auswärtsspiele des eigenen Vereins boykottieren.
Vermutlich hätten die Fans sich so nicht entschieden, wenn die Tabellensituation eine andere wäre. Aber auf den einzigen Aufstiegsplatz hat der BFC Dynamo vor Beginn der zweiten Halbserie einen Rückstand von 14 Punkten. Die Hoffnung auf einen Aufstieg ist also bereits gestorben.
„Wir wollen ein Zeichen setzen, das man nicht vergißt!“ – heißt es im Aufruf, aber ob die Erinnerung an dieses Zeichen dem Verein in Zukunft hilft, bezweifle ich.
Schon die Begründung für den Boykott der Auswärtsspiele, liest sich wie ein Rundumschlag. Es geht gegen überharte/unberechtigte Polizeieinsätze (7.12.2008), teure Polizeieinsätze, ungerechte Schiedsrichter, restpektlose und unhöfliche Gastgeber:
„Aber seht euch die Tabelle an! Denkt an die Vorkommnisse vom 7.12.08 und den normalen Umgang mit Menschen in Greifswald oder in Neustrelitz, Liga 5 mit Wasserwerfern, Guantanamo-Käfig oder Hubschraubern. Geld für Einsätze, die teurer sind als der kompl. Etat der gesamten Liga.
In Torgelow spielt man gerne Kindergarten mit uns. Eine Frechheit wer hier Eintritt fordert.
Auch die Aussagen des Präsidenten von Ludwigsfelde in der Fuwo haben ihre Spuren hinterlassen.
Fragwürdige Entscheidungen der Unparteiischen, respektlose Gastgeber verhöhnen unsere Protagonisten bereits beim Einlaufen in lächerlichen Arenen. Es gibt sogar Pressekonferenzen in der Oberliga, da werden dem Gast noch nicht mal die Stühle angeboten.“
Dass Fans sich darum kümmern, ob bei Pressekonferenzen dem Gast Stühle angeboten werden, wirkt schon ein wenig hilflos.
Dass sie sich darüber beschweren, Fußballspiele in Käfigen verfolgen zu sollen, ist verständlich. Auch bis zum Knöchel im Matsch zu stehen, kann man natürlich eigentlich niemandem zumuten, von dem man Eintritt kassiert. Es gibt also allerlei berechtigte Klagen, aber keinen guten Grund, sich so zu verhalten, wie es die BFC Fans planen.
„Wir haben die Schnauze voll ! Die Oberliga Nord/Ost lebt ausdrücklich nur von uns.“
Natürlich lebt die Oberliga Nordost/Nord nicht nur vom BFC Dynamo. Es gäbe sie auch noch, wenn der BFC Dynamo wie geplant im vergangenen Jahr aufgestiegen wäre. Es wird sie auch noch geben, wenn der BFC Dynamo 2011 endlich das mehrfach verfehlte Ziel erreichen sollte.
„Kein anderer Verein spielt so viel Geld in die Kassen unserer Konkurrenten. “
Stimmt! Es ist richtig, so viele Fans wie beim BFC Dynamo reisen in der Oberliga Nordost/Nord mit keinem Verein mit. Die Vereine können, wenn sie Heimrecht gegen den BFC Dynamo haben, mit einer erklecklichen Einnahme durch den Kartenverkauf und das Catering rechnen. Einige hundert durstige und hungrige Fans spülen schon Geld in die Kassen – vorausgesetzt, die Bratwurst und Bier sind nicht vor dem Spiel schon alle.
„Schöneiche war ein erstes Zeichen- jetzt wird es unser Druckmittel!“
Bereits das letzte Auswärtsspiel der Hinrunde in Schöneiche hatten die Fans boykottiert, die meisten jedenfalls. Als ein Zeichen gegen die Polizeiwillkür, der sie sich beim Auswärtsspiel am 7.12.2009 gegen Tebe ausgesetzt sahen. Nur konnte Schöneiche nichts für den Polzeieinsatz im Mommsenstadion, aber das war den Fans egal. Die meisten von ihnen rechnen wohl auch nicht damit, dass sich durch den Auswärtsboykott etwas ändert, darum scheint es nicht zu gehen. Auch die Unterstützung der eigenen Mannschaft scheint nun nicht mehr so wichtig, es geht ja „um nichts mehr“.
Mir persönlich ist es total wurst ob etwas erreicht wird. Das der Verband uns die Eier lecken wird glaube ich auch kaum, auch nicht das wir besser Empfangen werden…. Die Polizei schickt weiter lächerliche Anzeigen wegen Beleidigung raus und auch die EGH wird weiterhin freundlich lächeln und denken sie seien unsere Freunde weil sie uns beim Vornamen nennen wenn wir an ihnen vorbei „müssen“…  aber diese Kuhkäffer wie Torgelow, Neustrelitz und wie sie alle heißen, die werden es spüren mein lieber Engländer da gehen mal ganz locker zehntausend € flöten. (aus dem Fanforum des BFC Dynamo)
Ja, sie werden es wohl spüren die Vereine, die vom Boykott betroffen sein werden. Aber der BFC Dynamo wird durch diese Aktion keine Freunde gewinnen. Vielleicht einige Wohlgesonnene verlieren. Denn die Behauptung, das sei eine Aktion der Fans und keine des Vereins, wirkt scheinheilig, sitzen doch in der Vereinsführung beinahe ausschließlich „ehemalige“ Fans. Gegen wen soll das „Druckmittel“ Boykott wirken?
In der Öffentlichkeit wird es der Verein sein, der an Ansehen verliert. Die „bestraften“ Konkurrenten werden sich zweimal überlegen, ob sie Jugendmannschaften des BFC Dynamo zu Turnieren einladen oder Einladungen zu Testspielen annehmen.
Niemals waren die Fans des BFC Dynamo bisher in Bentwisch. Es gibt keinen Grund für sie, sich über die Behandlung beim Ligakonkurrenten Reinickendorfer Füchse zu beklagen – aber der Boykott richtet sich pauschal gegen alle Vereine, gegen die in der Rückrunde angetreten werden muss. Wäre der BFC Opfer einer solchen Aktion der Fans eines anderen Vereins geworden, hätten die Fans lautstark ihrem Unmut Luft gemacht.
Man fordert Respekt, bringt ihn aber anderen nicht entgegen, da werden die anderen Vereine als Dorfvereine bezeichnet und man redet von Bauern. (Mancher Dorfverein spielt viele Ligen höher als der Berliner FC Dynamo) Im Aufruf spricht man von „lächerlichen Arenen“, als wüssten die Schreiber nicht genau, dass in dieser Liga die Sportstätte abhängig ist vom Geld der Region. Auch sind die „Käfige“ Ergebnis von Auflagen durch Verbände und Polizei – und sie werden nicht nur für die Fans des BFC gebaut und benutzt. Obwohl natürlich den Fans des BFC Dynamo ihr Ruf vorauseilt – und den haben sie sich mühsam erarbeitet – und wenn es passt, kokettieren sie auch gern mit ihm. Das ist nicht übel zu nehmen, aber hat eben auch Nachteile, über die man sich dann nicht beschweren dürfte.
„Statt dessen wollen wir im Vereinsheim unsere Auswärtsspiele feiern. Der Fantross des BFC wird in eindrucksvoller Form darstellen, wie wertvoll unser Geld ist. „
Statt Fußballspiel also Leinwand mit Liveticker im vereinseigenen Vereinsheim – Eintritt 5. € – und das Geld wird gesammelt für eine gute Neuverpflichtung der Saison 2010/2011. Da wird manche Frau ihrem Mann sagen, dass er den Liveticker zu Hause auch billiger kriegen kann – und vielleicht so ein bissel mehr Zeit für die Familie herauskommt. Papi kann ja dann heimlich noch auf das eigens eingerichtete Konto überweisen.
Dass die Aktion unsportlich sein könnte, darauf kommen die Fans nicht. Viele von ihnen sind Mitglieder des Vereins, der sich ja den Regeln der so oft gescholtenen Verbände unterwirft. Ob die Aktion sich bis zur Sommerpause durchhalten lässt und ob wirklich alle Fans mitziehen, ist mehr als fragwürdig.
Dass die Öffentlichkeit jetzt Mitleid mit den durch Polizeikationen und unzumutbare Verhältnisse auf Fremdplätzen geschädigten BFC-Fans bekommt, oder sich die Einstellung der Konkurrenten zum Verein positiv verändert, ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil. Ein weiterer Imageschaden dürfte ein Ergebnis der Aktion sein.
Allerdings sammeln die Fans des BFC bestimmt eine ansehnliche Summe, mit der der Verein dann in der nächsten Saison gute Spieler verpflichten kann. Das Geld werden sie brauchen, denn potenzielle Sponsoren schrecken sie so eher ab und der BFC wird so wie bisher auf die „eigenen“ Leute angewiesen sein.
Ich wollte eigentlich zu diesem Boykott nichts schreiben, aber da ich nun heute las, dass man sogar auf  „mediale Aufmerksamkeit“ hofft, habe ich mich doch dazu entschlossen. Dieses Hoffen auf Aufmerksamkeit zeigt die Fehleinschätzung der Außenwirkung, die man offenbar bei der Diskussion um die Durchführung der Aktion getroffen hat. Kürzlich äußerte sich Rainer Lüdtke, der Fanbeauftragte des BFC Dynamo so:
„Wir müssen schnellstmöglich aus unserer Isolation heraus, doch dazu müssen wir bereit sein und ich hoffe, dass sich diesbezüglich einiges ändert. Mir fehlt vor allem auch eine offensive Kommunikation in Richtung Fans und der Presse.
Wir befinden uns in einer Sackgasse, dort müssen wir heraus. ich selbst werde mir Mühe geben, den Verantwortlichen dabei zu helfen. „
Mit dieser Aktion seiner Fans stellt sich der BFC Dynamo selbst ins Abseits – eine Umkehr wäre aber angesagt – wollte man aus der Sachkgasse heraus!
Guter Beitrag. Dieser Boykott ist Quatsch und genug Geld für einen guten Spieler (Einge träumen bereits von Patschinski rolleyes) kommt doch nicht zusammen. Selbst wenn 3000 pro Spieltag zusammenkommen würden, reichte es kaum für 3 Monate.
Unsere Helden werden es schon richten…..
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