Luise träumt. Sie parkt ihre Flügel auf dem Rücken, wischt sich den trockenen Sand von den Füßen und geht ins Bad, um die Gießkanne zu füllen. Direkt über dem Waschbecken hängt ein altbackener Kosmetikschrank, im Spiegel erkennt sie ihr Gesicht und findet es zu schmal, atmet tief ein und macht kindische Pausbäckchen. Was für ein schöner Tag! Mit der gefüllten Gießkanne betritt Luise den Balkon der Beletage und da sieht sie es: Die Erde brennt. Alle Erdteile und auch die Meere. In der Brust spürt sie einen scharfen Schmerz. Sie hat gedacht… Ja, was hat sie eigentlich gedacht, sie versucht sich zu erinnern, an eine bessere Welt, aber die Erinnerung ist vergraben unter Katastrophenmeldungen. Sie steigt mit der blechernen Gießkanne in der Hand auf die Balkonbrüstung und sieht auf die brennende Erde hinunter. Sie breitet die knisternden Flügel aus und weiß es doch: Mit einer Gießkanne voller Wasser können die Weltenbrände nicht gelöscht werden.
Hinterher, murmelt sie im Schlaf, ist man immer schlauer. Und sie sieht sich stürzen.