Ich will kein Hund sein!
Heute Nacht erschien mir im Traum ein Geist. Er sah aus wie eine Mischung aus einem Schrank und einer Suppenkelle – ich konnte weder Augen noch Mund, ja überhaupt keinen Kopf erkennen, auch Gliedmaßen fehlten der seltsamen Erscheinung – aber sie bewegte sich und sprach deutlich und grammatikalisch einwandfrei.
Du hast ja schon erkannt, dass ich ein Geist bin, sagte er. Ich musste mal vorbeikommen, denn du gehörst ja zu den Ungläubigen – und glaubst nicht an eine Wiedergeburt. Diesen Zahn muss ich dir mal ziehen.
Eine komische Ausdrucksweise hat der Kerl, dachte ich im Traum, und war mir ganz sicher, dass ich niemals, auf gar keinen Fall durch so eine Gestalt von irgendwas zu überzeugen wäre. Außerdem, dachte ich, ist das alles ja nur ein Traum.
Du wirst wiedergeboren, sagte der Geist. Und du hast es sogar gut getroffen, du wirst weder eine Wanze noch ein Wurm sein. Du wirst als Hund wiedergeboren. Und du darfst dir obendrein sogar aussuchen, als was für einer du dein nächstes Leben leben willst. Vielleicht möchtest du ein Pudel werden? Oder lieber ein Bernhardiner? Also überleg es dir, ich komme demnächst wieder vorbei…
Dann war er weg.
Bl̦dsinn, dachte ich noch im Traum Рund dann schlief ich traumlos weiter.
Ich will auf keinen Fall ein Hund sein. Weder ein Polizeihund noch ein ein Drogenspürhund, ich möchte auch kein Jagdhund, kein Zirkushund und kein Blindenhund sein. Nicht einmal als Dorfköter möchte ich leben – wobei die noch relativ viele Freiheiten haben. Ich will auch keinesfalls ein Pudel oder ein Schäferhund sein und ganz gewiss kein Bernhardiner. Auch ein Hund anderer Rasse möchte ich nicht sein. Ich will überhaupt kein Hund sein. Wenn ich schon wiedergeboren werden sollte, dann doch bitteschön als Katze!