Hehl – kein Geheimnis mehr!

Gute Recherche zahlt sich aus. Man lernt dazu und kann anschließend dafür sorgen, dass andere Menschen auch dazu lernen. Wenn man die viele Recherchezeit dann noch bezahlt bekäme, wäre das super. Aber okay, ich habe ja eine soziale Ader. Ich erzähle jetzt auch keine Märchen. Verweise aber trotzdem auf GRIMM und Wiktionary.

Also: Hehl heißt Geheimnis, Verschleierung. Es ist ein Singularium, das bedeutet. dass es keinen Plural gibt. Wiktionary geht übrigens davon aus, dass es DER Hehl heißt… (ZU HEHL BEI WIKTIONARY-KLICK!)

Spannend wird es so richtig bei den Brüdern Grimm, der Jacob und der Wilhelm müssen sich für uns tausend Beine ausgerissen haben, damit wir die eigene deutsche Sprache verstehen und ihre Wurzeln erkennen können.

HEHL, früheres zu einem subst. masc. und neutr. gewordenes adjectiv, verborgen, geheim; mhd. hæle, dem ein fem. hæle verheimlichung zur seite steht (LEXER mhd. wb. 1, 1148). das wort ist eine intensivbildung zur wurzel hal, mhd. hëln verhehlen, verbergen, in dem frühere reduplication sich in eine einfache länge zusammengezogen hat (hæle entspringt aus altem hahali, wie mhd. mære berühmt aus altem mamari, lat. memor); die schon seit der mhd. periode fast ausschlieszlich erfolgte formelhafte verwendung untergräbt den freieren adjectivischen gebrauch und formt das wort zum subst. um, doch nicht ohne dasz adjectivische verwendung in recht sinnlicher bedeutung daneben mundartlich fortdauere: hal, subobscurus ALB.; in der Schweiz hähl, hehl, hel umwölkt, bedeckt STALDER 2, 11; occultus haal DIEFENB. 392a (niederd. 15. jahrh.).
    Die formeln, in denen hehl im nhd. erscheint, sind:     

1)  in den ältern quellen unpersönlich mich hat ein ding, etwas hehl, ich verhehle, verheimliche es (vgl. mich hat fremd, mich hat unbillich unter haben sp. 58): so wil ich auch sampt den meinen nicht feiren mit beten und flehen zu gott …. und unser gebet sol uns nicht heel haben, wollens anzeigen öffentlich. LUTHER 5, 276a; fur einem frembden thu nicht, das dich heel hat, denn du weiszest nicht, was draus komen möcht. Sir. 8, 21; was dich heel hat, das schreibe nicht. M. NEANDER sylloge locutionum s. 6. dieser fügung gegenüber fehlen für das fortleben des mhd. mich hât hæle eines dinges (LEXER a. a. o.) alle belege.

2)  ebenso mich nimmt hehl:

der wirt sprach aber wider zim:
nimts iuch niht hæl, gern ich vernim
waჳ ir kumbers unde sünden hat.
         Parz. 467, 20;

vertraw unter tauset kaum eim,
was dich hel nimpt, behalt in gheim.
         TH. BIRK doppelspiler 51.

 

3)  aus der vorwiegend negativen verwendung der formel 1 entspringt die substantive stellung von hehl, in dem die einfache negation nicht durch kein ersetzt wird: wie sie im sinn haben, die lutherischen mit gewalt zu dempfen, wo sie es nur thun köndten, und das hat sie auch kein heel. LUTHER 5, 304b; das habe ich gern nachgelassen und hat mich kein hehl,

 

Bd. 10, Sp. 786

dasz ein fürst und regent sei eine weltliche person. tischr. 393b; ir wesen hat sie kein heel, und rhümen ire sünde, wie die zu Sodom, und verbergen sie nicht. Jes. 3, 9; ir wesen hat sie kein heel. saufteufel (1552) A 2b. hierbei ist hehl als masc. gedacht: es hat mich keinen häl, libere profiteor, confiteor, pro mysterio non habeo, non diffiteor. STIELER 734.

 

4)  dem unpersönlichen gebrauche steht für die neuere zeit als gewöhnlicher die persönliche fügung ich habe einer sache oder ich habe es (dessen) nicht hehl gegenüber, eine fügung für die es schon frühe beispiele gibt (aufgezählt theil 3, 1128; vergl. auch gramm. 4, 247): die laster, die ihrer gar nicht hehl haben. KANT 6, 194. in prägnant adjectivischer stellung, mit accusativ anstatt des genitivs: man kan nichts häl vor ihm haben, nihil potest clam illum haberi. STIELER 734; ich … werde unsere freundschaft nie hehl haben. NIEBUHR leben 2, 21.

 

5)  auch hier ist der substantive gebrauch von hehl bevorzugt; und zwar erscheint hehl

 

a)  in der mehrzahl der fälle als neutrum: und welche ungerechtigkeit würde es auch nicht gewesen sein, wenn man die guten ehrlichen knechte, die es kein hehl hatten, wie in ihren schriften und sonst offenbar am tage lag, so hätte verstoszen wollen. KLOPSTOCK 12, 19; was sollen wir es hehl haben, dasz die meisten der groszen Altfranken sind; sie haben es ja selbst kein hehl. s. 170; Klärchen hatte es kein hehl, dasz sie den kniegürtel der jungfrau schon als ein stück ihrer toilette betrachtete. THÜMMEL 3, 282; wenn ich dessen kein hehl habe. HOLTEI Lammfell 11.

 

b)  weniger oft als masc.: ich habe des keinen hehl. JACOBI Woldemar 32; ich habe meiner reue keinen hehl. GOTTER 3, 407;

gehorsam jeglichem befehl,
und seinem eigensinn,
hab ichs sonst aber keinen hehl,
dasz ich ihm böse bin.
         GLEIM 4, 217;

er hat es keinen hehl, dasz wir um seinetwillen
hieher berufen sind.
         SCHILLER Piccol. 5, 1.

6)  neu ist die fügung aus etwas kein hehl machen: er macht aus seiner abneigung gegen die liberalen grundsätze gar kein hehl; ich mache gar kein hehl daraus, dasz ich ihn nicht leiden mag; die hofdienerschaft machte gar kein hehl daraus, dasz im falle des … sieges Nassau sich auf dem rechten Rheinufer abwärts bis nach Deutz ausdehnen werde. BRAUN bilder aus d. deutschen kleinstaaterei 2 (1869) s. 242.

 

7)  die unter 5 und 6 aufgezählten beispiele lassen erkennen, wie hehl auch zu freierer substantiver verwendung in der bedeutung verheimlichung, heimlichkeit gelangen konnte: äuszerungen, wobei kein hehl und nichts arges ist. KANT 10, 122;

und wo dein (des weines) reiner nektar flieszt,
da schwindet arg und hehl und list.
         BLUMAUER 1, 34.

 

in Basel wird rücksichtlich der verhandlungen in geheimer sitzung des rats hehl geboten, verschwiegenheit auferlegt; ähnlich niederdeutsch in dem hâle wesen, im geheimnis sein, in hâle im geheimen, auch in officieller sprache. vergl. unten hehlen 2, a.

 

8)  die mhd. formel sunder hæle, in der hæle gewöhnlich, aber wol zu unrecht, als substantives fem. aufgefaszt wird, ist auch nhd. noch gebraucht:

geselle, ich sag dir sunder hêl,
vür die wârheit daჳ vernim.
         Helbling 8, 102;

swie ofte dû die sünde tuost,
als ofte dû sie büeჳen muost,
hie mit dem lîbe sunder hêl
oder dort an der sêl.
         9, 17;

 

ich bit dich pilger sag mir on häle warumb hastu mich als fast angesehen. Aimon bog. r 1.

9)  woher kommt es, dasz es jetzo so kunter bunt, über hel und bel in der welt .. hergehet? Rein. Fuchs (Rostock 1650) 414. wenn in dieser, sonst nicht weiter zu belegenden redensart hel hierher gehört, so würde der gegensatz bel zu bellen schreien, lärmen (1, 1452) fallen und die formel das verborgene und laut verkündete betonen.

10)  ab von hehl steht der bedeutung wie höchst wahrscheinlich auch dem ursprunge nach das adj. hahl, hähl, auch hehl, hel geschrieben, über das sp. 158 zu vergleichen.

 
  HEHLEN, verb. occultare. 1)  formelles. die alten dialecte haben in häufiger verwendung ein starkes verbum, ahd. hëlan, praet. hal, part. holan, mhd. hëln, praet. hal, part. geholn, alts. ags. helan, fries. hela, urverwandt dem lat. occulere, celare, griech. καλυπτειν; daneben erscheint weniger oft belegt auch eine schwache bildung, ahd. haljan heljan velare, tegere, biheljan velare, munire, mhd. entheln, aus        

Bd. 10, Sp. 787

der verborgenheit nehmen, verheln verbergen, alts. ags. behelian velare, occultare. das im 13. jahrh. noch häufige starke hëln wird nach dieser zeit in seiner einfachen form (nicht in der zusammensetzung verhëln, nhd. verhehlen, die bis heute häufig angewendet ist und nach ihrem übertritt in die schwache conjugation sich doch das part. verhohlen als adj. gerettet hat) selten, und es ist wahrscheinlich, dasz mit dem zurückdringen des wortes auch die starken conjugalionsformen in vergessenheit, die schwachen in allgemeine verwendung kommen (ein praes. helet aus dem 15. jahrh. s. unten). wie lange neben den letzteren starke formen sich noch halten, kann durch belege nicht dargethan werden; mundartlich geht noch jetzt in Düringen ein starkes praes. hielt in der reimenden formel: wer hielt, der stielt. grammatiker und wörterbücher des 16. 17. jahrh. führen kein praet. hal, part. geholen mehr auf; STIELER 733, der das einfache verbum überhaupt als seltenes gibt, schreibt hälen, gehälet.

 

2)  bedeutung. occulere helen, occultare helen DIEF. 392a; celare helen, hellen, heln 110a; velare decken i. helen, heln, heylen 609a; hehlen, hälen, helen celare, dissimulare SCHOTTEL 1335; hehlen occultare HEDERICH 1234; nl. helen celare, occultare, tacere, silere KILIAN; in mehrfachem gebrauche.

 

a)  verheimlichen, verbergen, in bezug auf ein wissen, eine erfahrung; mit dem acc. der sache: helen daჳ wir czu rechte helen sullen und melden daჳ wir czu rechte melden sullen. eid der ratsmitglieder in Nordhausen (15. jahrh.), in den neuen mittheil. des dür.-sächs. vereins 3, 4, 47; den rath (ratsverhandlung) hälen als wir zu recht sollen. HALTAUS 872 (aus Erfurt); der ding weiჳ oder mit helet. Magdeb. blume 2, 3, 71. auch mit dativ der person oder entsprechender praepositionaler fügung: ich kann es dir nicht hehlen, ich kann es vor dir nicht hehlen; ich kan auch e. k. f. g. nicht hehlen, das mir viel genanter d. Eck … ketzerische bücher allegirt. LUTHER 1, 148b;

wer bürgt uns
dafür, dasz wir nicht opfer der beschlüsse sind,
die man vor uns zu hehlen nöthig achtet?
         SCHILLER Wallensteins tod 1, 5;

 

in bezug auf empfindungen:

sie sprach: gesell ich kan
mein lieb nit lenger helen.
         Zimm. chron. 4, 321, 1;

ach, ’s ist doch hart, so einsam sein,
des lebens lust, des lebens pein
im eignen busen hehlen.
         SIEGFRIED SCHMIDT in Schillers musenalm. 1798 s. 31;

hehlen intransitiv: sollte ich damit zurückhalten und hehlen? CLAUDIUS 7, IV.

b)  verheimlichen, verbergen, in bezug auf eine sache oder eine person: eine gestohlene sache bei sich hehlen; diebe, räuber hehlen; einen bei sich hehlen, occultare aliquem apud se. HEDERICH 1234. s. hehler.

Und hier der Link zu dieser wunderbaren Quelle: KLICK

Aber man findet natürlich noch mehr, wenn man etwas sucht. Da gibt es ja noch das moderne, digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhundert.

„Hehl, das auch der /meist in der festen Verbindung/ kein(en) H. aus etw. machen etw. nicht verheimlichen, nicht verbergen: er machte aus seinen Absichten, seiner Einstellung, Freude, seinem Fehler kein(en) H.; Mein Chef machte kein Hehl daraus, daß ihm die Amerikaner Aufträge gaben Seghers Erster Schritt 114; veralt. ohne H. (ohne Verheimlichung, offen) sprechen

Copyright © 2003 Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften“ – KLICK

Auch bei canoonet findet man HEHL – KLICK – und gelangt von dort auch zu jener Seite, die einen Satz zitiert in dem Chaplin, der Kommunismus und Hehl gleichzeitig vorkommen: „“Während seiner Zeit in den USA (1910-1952) machte Chaplin nie einen Hehl daraus, dass er den Kommunismus nicht so schlecht finde, wie ihn die Amerikaner immer hinstellen. Dies war natürlich zur damaligen Zeit das Salz in der Wunde für die USA“   (KLICK)

Und dann gibt es noch die Uni-Leipzig, bei der man etwas über HEHL findet – Klick

Ich mache keinen Hehl daraus, es hat Spaß gemacht, nach dem HEHL zu suchen…

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