Zur Erinnerung an GESTERN

Gestern hörte ich einen Streit. Es ging um das HEUTE und um das GESTERN und um Sozialismus und Kapitalismus und darum, ob im Kapitalismus wirklich jeder seines Glückes Schmied sei – wie das auch Vera Wollenberger – heute heißt sie Vera Lengsfeld – mal behauptete. Nein, im Kapitalismus ist nicht jeder seines Glückes Schmied. Die, die keine Lehrstelle bekommen, sind nicht einfach alle nur in der Schule zu faul gewesen.

Die Rechnung ist immer ganz einfach. 10 Stellen – 15 Menschen. Da bleiben immer fünf Menschen übrig, egal wie gut die ausgebildet sind, egal welche tollen Bewerbungen sie schreiben können. Bei all der Trainiererei, all den Anpassungsübungen an das Fremde, das dann eigene Arbeit sein soll, bei all dem geht es nur darum, welche fünf Menschen übrig bleiben. Es bleiben immer fünf übrig. Fünf Menschen für die keine Stelle, kein Platz frei ist. Und wegen dieser fünf Menschen zum Beispiel, bin ich für den Sozialismus. Immer noch.

Zur Erinnerung:

[youtube]RqjqJIk5kGU[/youtube]

 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Kundendienst veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Zur Erinnerung an GESTERN

  1. Pankowius sagt:

    Wir haben sie so geliebt, die Revolution

    – wir im Westen.

    Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren. Wir haben begonnen gegen diesen Muff an den Universitäten zu kämpfen. Und gegen die Nazis, die uns immer noch an unseren Gymnasien unterrichtet haben. Wir waren sogar scheinbar ganz erfolgreich damit. Es gab auf einmal Gesamtschulen und studentische Mitbestimmung und wir glaubten und einer neuen, besseren Gesellschaft ganz nah. So sehr, dass wir gar nicht gemerkt haben, dass die viel beschworene Arbeiterklasse über uns lachte und in der Weisheit der Geschichte genau wusste, dass wir uns oben wieder einreihen würden.

    Und das haben wir getan, als wir merkten, dass niemand hinter uns stand außer uns selbst.

    Es war ja auch nicht schwierig. Arbeitslosigkeit war damals, sagen wir mal 1970 noch ein kaum wahrnehmbares Problem, auf die Idee der Einführung von Studiengebühren kam nicht mal die CDU. Chancengleichheit war angesagt. Dass die Zahl der Arbeiterkinder mit höherer Bildung niemals mehr als einen Anteil von fünf Prozent erreichte, das haben wir erst 20 Jahre später gemerkt, als die Republik längst verkohlt und die DDR nicht mehr vorhanden war.

    Da ging es los mit dem Sozialabbau, da wurde offensichtlich, Maja, was du in deinem Beitrag schreibst. Denn vorher, als es die DDR noch gab und halb Europa sozialistisch war, da haben sie sich bei uns nicht getraut, die hässliche Fratze des Kapitalismus hemmungslos spazieren zu tragen. Da gab es ja ein Konkurrenzsystem, etwas, womit man verglichen werden konnte. Da nannten sie die Marktwirtschaft sozial und haben tatsächlich die schlimmste Armut nicht zulassen können.

    Heute können sie Arbeitnehmer plötzlich für weniger Geld länger arbeiten lassen – mit Zustimmung korrumpierter Gewerkschafter und entmutigter Mitglieder. Und sie konnten ohne nennenswerten Widerstand sogar Millionen mit Hartz IV in bittere Armut stürzen und praktisch vom kulturellen Leben ausschließen.

    Und nein, es sind nicht mehr nur schlecht ausgebildete Menschen. Sie haben die Akademikerflure in den Arbeitsämtern abgeschafft, alles umorganisiert, damit nicht gleich auffällt, dass heute auch der Biologe oder Chemiker, Germanist oder Ingenieur arbeitslos ist – und spätestens, wenn er mit 50 seinen Job verliert, auch keine Chance mehr hat.

    Und sie möchten uns gerne verschweigen, dass die überwiegende Zahl der Jobs, mit denen sie gerade den Rückgang der Arbeitslosigkeit wider besseres Wissen feiern, befristet und meist bei Zeitarbeitsfirmen sind.

    Ja, Maja, ich liebe sie immer noch, die Revolution. Und ich bin immer noch Sozialist.

    Gruß

    Pankowius

  2. Miriam sagt:

    Ja, wenn die HARTZ-Gesetze eingeführt worden wären, als es den Ostblock noch gab, wären die Arbeitslosen aus der BRD in die DDR geflüchtet. Die Konkurrenz wirkte zähmend auf den Kapitalismus. Aber so schlimm wie ich den Kapitalismus finde, den Sozialismus find ich nicht besser, jedenfalls nicht diejenige seiner Spielarten, mit der ich in der DDR aufgewachsen bin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.