Meisen sind offenbar intelligenter als Spatzen

Man sieht sie beinahe überall auf den Tischen der Straßencafés: Spatzen. Munter springen sie inzwischen sogar in Brotkörbe besetzter Tische und manch FAZ oder Süddeutsche, manch Spiegel oder Fokus muss als Vogelscheuche der anderen Art herhalten. (Wieso lesen eigentlich Straßencafégänger so selten die Bildzeitung oder die BZ? Die Klärung dieser Frage wäre auch mal ein Essay wert.) Frech wie ein Spatz, sagt man und dass sie frech sind, das stimmt. Aber Meisen sind offenbar intelligenter.

Wie ich bereits erzählt habe, füttere ich auf meinem Balkon Vögel – darunter auch Spatzen und Meisen. Schon viele Jahre ist es so, dass die Meisen – im Gegensatz zu den anderen Vögeln - auch die Wohnung zeitweise als ihr Territorium betrachten und keinerlei Bedenken haben, beispielsweise aus einem im Wohnzimmer abgestellten Futterbehälter die gewünschten Leckerbissen zu entwenden.

Spatzen wagen sich nie herein. Grünfinken sind zwar – wenn sie Personen schon länger kennen – wenig ängstlich, aber weil sie sich am Liebsten in der Gruppe aufhalten, reicht das Erschrecken eines Einzelnen und schon fliegen alle los. Der Stieglitz ist eher scheu und kommt seltener als die anderen Vögel und niemals einzeln. Einen Kleiber habe ich erst einige Male auf dem Balkon gesehen, das Gartenrotschwänzchen kommt gar nicht auf den Balkon, sondern hüpft auf der Mauer im Hof herum oder versteckt sich in den Büschen.

Die Meisen jedenfalls betrachten den Balkon als ihr Zuhause und ein Paar nistet dort auch regelmäßig. Die Meisen sind auch freundlich und verjagen andere Vögel nicht. So fressen Meisen und Spatzen oft einträchtig nebeneinander.

Seit einiger Zeit bewahre ich die Vogelfuttervorräte nicht mehr in der Wohnung auf, ich habe damit schlechte Erfahrungen gemacht. Es wird sehr bald von Schädlingen befallen, ist sicherlich bereits beim Kauf infiziert und man hebt es besser fest verschlossen auf dem Balkon auf. Jegliche Form von Tüten, egal ob aus Plaste oder Papier reichen abernicht für eine geschützte Aufbewahrung. Während Spatzen enttäuscht wieder abfliegen, wenn kein Futter sichtbar ist, durchsuchen Meisen alles. Tüten hacken sie einfach auf. Der Inhalt wird auf dem Boden vertreut und die Spatzen werden zum Mitfressen eingeladen. Also packte ich die Tüten in einen Eimer und deckte den ab. Mit einem Metalltablett. Am nächsten Morgen lag es neben dem Eimer. Keine Ahnung wie sie das geschafft hatten. Als ich auf den Balkon kam, flog gerade eine Meise aus dem Eimer auf. Auch eine Plastikdose haben sie übrigens geöffnet.

Ich erinnere mich daran, dass die Meisen schuld daran sind, dass die Milch in London morgens nicht mehr vor die Haustür gestellt wird. Irgendwann hatte eine Meise gelernt, wie man die Staniolverschlüsse aufhackt und an den wohlschmeckende Rahm kommt und ihr Wissen weitergegeben. Bald kannten alle Meisen in der Gegend den Trick…

Ich jedenfalls habe das Vogelfutter dann so gut gesichert, dass keine Meise der Welt mehr an den Futterbeutel hätte gelangen können. Auf das Metalltablett über dem Eimer legte ich zwei ganz schwere Steine. Und was hat mir das genützt? Nichts. Spatzen kommen wie immer auf den Balkon gucken, sehen, es ist kein Futter da und fliegen wieder ab. Nicht so die Meisen. Die sehen den Eimer, die Abdeckung und begreifen, so einfach kommen sie nicht an das Futter. Und was machen diese intelligenten Vögel? Sie heulen! Sie jammern so laut und ausdauernd, dass ich schließlich die Abdeckung vom Eimer entferne und den Futterbeutel freigebe. :-) 

 

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