Senkung der Wohnkosten bei steigenden Mieten – der Irrsinn hat System

Wer etwas darüber erfahren will, wie verrückt es in unserem Land zugeht, der liest bitte den Brief von Miriam an die Mitarbeiter der Jobcenter.

KLICK – ist wichtig!

Nun könnte man ja denken, dass Miriam einen Einzelfall beschreibt. Das ist aber nicht so. Es ist auch nicht so, dass in jeder Ferienwohnung täglich 15 € je Person gezahlt werden. Manchmal ist Wohnen eben teurer.

Ich helfe ebenfalls einer syrischen Familie. Auch diese Familie lebt derzeit in einer Ferienwohnung. 6 Personen in 3 Zimmern. Tagessatz je Person 20 €. Das sind 120 € am Tag, in einem Monat bei 30 Tagen sind das 3600 €.  Im gleichen Haus befinden sich weitere Ferienwohnungen, die von syrischen Familien bewohnt werden. Vermutlich sind die Kosten ähnlich hoch.

Das Jobcenter fordert auch „meine“ Familie auf, die Wohnkosten zu senken. In den letzten Monaten haben wir ungezählte Bewerbungsbögen ausgefüllt – aber das ist sinnlos. Die Familie wäre mit eigenen drei Zimmern glücklich, vier Zimmer würden sie als Luxus empfinden. Aber die bekommen sie nicht.

Irgendwann hatte ich dann mal einen Mitarbeiter der „Deutsche Wohnen“ am Telefon und fragte nach, warum wir eigentlich nie auch nur einen Besichtigunstermin bekämen: Für 6 Personen müssten es bei ihnen mindestens 4,5 Zimmer sein, alles andere wäre Ãœberbelegung. Diese Wohnungen gibt es aber nicht zu Mietpreisen, die das Jobcenter bezahlen würde – mehr als 4 Zimmer sind in Berlin ohnehin schwer zu finden.

Deutsche Wohnen SE

Die Deutsche Wohnen ist eine der führenden börsennotierten Immobiliengesellschaften in Deutschland und Europa, deren operativer Fokus auf der Bewirtschaftung und Entwicklung ihres Portfolios, mit dem Schwerpunkt auf Wohnimmobilien, liegt. Der Bestand umfasste zum 30. September 2017 insgesamt 163.000 Einheiten, davon 161.000 Wohneinheiten und 2.500 Gewerbeeinheiten. Die Deutsche Wohnen ist im MDAX der Deutschen Börse gelistet und wird zudem in den wesentlichen Indizes EPRA/NAREIT, STOXX® Europe 600 und GPR 250 geführt

Die Familie lebt in Pankow, die größeren Kinder gehen hier zur Schule – die kleinste Tochter in den Kindergarten. Also habe ich es auch bei Genossenschaften hier in Pankow versucht. Bei der EWG Pankow – da gibt es immer mal Wohnungen in Berlin Buch. Kleine, preiswerte – auch für diese Wohnungen haben wir Bewerbungen ausgefüllt.

Wohnung - Genossenschaft

Wohnung – Genossenschaft

Aber auch hier – eindeutige Auskunft: 6 Personen in 3 Zimmern wäre eine Ãœberbelegung – es sollten 5 Zimmer sein.

Erste Wohnungsgenossenschaft Berlin-Pankow eG. Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder, vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung.

Ich könnte hier diverse weitere Beispiele und Begründungen aufführen. Private Vermieter, Genossenschaften, Städtische Wohnbaugesellschaften – sie unterscheiden sich nicht.

Dass das Jobcenter als Mietzahler so unbeliebt ist, ist aber merkwürdig.

Die Ferienwohnungsbesitzer – meistens irgendwelche Gesellschaften mit beschränkter Haftung – sind offenbar ganz zufrieden mit dem Mietzahler. Die Ausstattung der Wohnungen könnten sie „echten“ Feriengästen eher nicht anbieten. Ich erspare euch hier die Einzelheiten, aber die meisten Möbel bekäme man problemlos irgendwo (z.B. auf dem Sperrmüll) kostenlos.

Die Jobcenter erwarten regelmäßige Bemühungen der Familien um eine Wohnung, die nachgewiesen werden müssen. Beschäftigungswahnsinn, denn mit Therapie hat das nichts zu tun. Menschen regelmäßig Zeit zu stehlen und ihnen Angst zu machen – Umzug in eine Gemeinschaftsunterkunft, in ein Heim – das ist etwas, wofür sich die Verantwortlichen schämen müssten. Es sind übrigens natürlich die gleichen Jobcenter, die deutsche ALG2-Bezieher auffordern, ihre Wohnkosten zu senken, wenn sie nach einer Mieterhöhung über dem Satz liegen. Ist das nach einem halben Jahr nicht gelungen, müssen die Betroffenen die Differenz  aus dem Regelsatz bezahlen. Naja, zur Not gibt es ja noch die Tafeln. Da treffen dann die einen Bedürftigen auf die anderen Bedürftigen. Alle 14 Tage.

Ausgabestellen der Tafel in Pankow:

Ev. luth. Kirchengemeinde Wilhelmruh
Ausgabe: Jugendfreizeitheim
Tollerstr. 31
13158 Berlin

Donnerstags 12:00 Uhr – 13:00 Uhr
Die Lose werden um 12:00 Uhr ausgeteilt. Auf Grund der hohen Besucherzahlen wird nur 14-tägig bedient. Hierbei geht es nach dem Anfangsbuchstaben des Nachnamen.

Zuständig für die PLZ: 13156, 13158, 13159, 13187, 13189

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