Die Eierschalendebatte

Heute am Morgen war noch alles in Ordnung. Ich habe mit meinem Freund Paul telefoniert, wir haben uns gegenseitig über das Wetter informiert, und ich habe erfahren, dass in Pauls Lieblingscafé immer noch keine Rauchmöglichkeit besteht, was ihn davon abhalten wird, es zu besuchen. Das verstehe ich als ehemalige Kettenraucherin absolut. Die Chemie zwischen uns stimmte also bei diesem Gespräch, es war alles in Ordnung. Wir haben noch über Kant und Hegel geredet und über Rotkäppchen. Es war wirklich alles in Ordnung heute am Morgen.

Aber dann hat Paul abends noch einmal angerufen. Und wir haben uns heftig gestritten. Ãœber Eierschalen. Paul hat mich nämlich gefragt, ob ich wüsste, warum es überall mehr braune als weiße Eier zu kaufen gibt. Ich habe ihm ehrlich geantwortet: „Ich weiß es nicht.“ Hätte er mich das vor 20 Jahren kurz vor Ostern gefragt, hätte ich die Antwort gewusst. Damals nämlich wurden alle weißen Eier vor Ostern nach Westberlin und in die Bundesrepublik exportiert – weil die Westler (so hießen die nämlich damals bei uns!), in dieser Zeit weiße Eier zum Färben wollten. Im Restjahr bevorzugten sie allerdings braune Eier, von denen damals behauptet wurde, sie seien kräftiger im Geschmack. Die Folge: 11 Monate des Jahres gab es in der DDR beinahe kein einziges braunes Ei zu kaufen.

Ich habe also heute zu Paul gesagt, dass ich keine Ahnung habe, warum es überall mehr braune als weiße Eier zu kaufen gibt. Ich hätte ja antworten könne, dass es wahrscheinlich daran liegt, dass die Leute lieber braune Eier essen, aber an diese Antwort habe ich in dem Moment nicht gedacht.

„Das ist nämlich so“, hat Paul mir dann erklärt, „es gibt da einen dänischen Waffelhersteller, der kauft Millionen und Abermillionen weißer Eier auf, weil der die zur Waffelherstellung braucht und weil die weißen Eier sich besser aufschlagen lassen!“ Das hat Paul gesagt.

Und ich habe ihm gesagt, dass das Unsinn ist, weil braune Eier genau solche Schalen haben wie weiße Eier.

„Nee“, hat Paul gemeint und auf seiner Meinung beharrt, „die Schalen der weißen Eier sind dünner!“

Und dann haben wir uns gestritten. Heftig. Paul hat sich ignorant benommen. Meinem Argument, dass Schale gleich Schale sei und beide gleichermaßen einen Kükenentwurf schützen sollen, wollte er nicht folgen. Er führte ins Feld, dass er die Information aus einer Fernsehsendung habe. Darauf hin habe ich ihn gefragt, ob er auch schon Märchen im Fernsehen gesehen habe. Das von dem Mädchen mit der roten Kappe und dem Wolf zum Beispiel. Das hat Paul bejaht. Hat aber gleich darauf behauptet, ein Märchen sei eben etwas anderes. Ich war irgendwie völlig verunsichert. Mein Freund Paul, warum wollte er nicht einsehen, dass alle Eierschalen gleich sind, egal ob braun oder weiß. Nun ja, zugegeben, die weißen weiß und die braunen braun, aber sonst eben gleich. Das ist doch logisch. Es gibt doch keinen einzigen Grund, warum weiße Eier mit eine dünnere Schale haben. Oder?

Sachdienliche Hinweise bitte als Kommentar hinterlassen! 

Paul, ich werde der Sache nachgegehen! Wir sprechen uns noch!

 

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