Wie werde ich die Klapperlatschen wieder los?

Natürlich habe ich – wie immer – auch in der letzten Woche mit meinem Freund Paul telefoniert. Unter anderem haben wir über alte Zeiten geredet – alte Zeiten, in denen massenhaft Klapperlatschen getragen wurden.

Wenn Paul gewusst hätte, was er mit seiner Erinnerung an die Klapperlatschen auslöste, er hätte nicht von ihnen gesprochen. Kaum hatte er die Holzsandalen erwähnt, schon hörte ich ihr typisches Klappern. Dabei war es ganz still, nur auf dem Balkon rief eine Meise nach ihrer Verwandtschaft. Ich aber hörte vor allem Klapperlatschen klappern. Während des ganzen Tages gingen sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Klapp, klapp, klapp.

Um mich abzulenken, wollte ich die auf meinem Schreibtisch gestapelten Bücher wegräumen – jedes an seinen Platz, aber gleich das erste erinnerte mich wieder an die Klapperlatschen. Bodo Mrozek: „Lexikon der bedrohten Wörter“. Natürlich musste ich in diesem Buch nach den Klapperlatschen suchen. Schließlich ist Klapperlatschen garantiert ein vom Aussterben bedrohtes Wort, auch wenn es sich in meinem Kopf festgesetzt hat. Ich hatte es vor meinem Gespräch mit Paul mindestens 20 Jahre nicht gehört. Ich hätte die Klapperlatschen eigentlich zwischen dem Klammerbeutel und Klitsch finden müssen. Aber sie fehlten! Also recherchierte ich im Internet. Sozusagen als Konfrontationstherapie. Bestimmt würde ich nach der Recherche die Klapperschuhe aus dem Kopf bekommen. Das war aber ein Irrtum. Nicht nur, dass ich entdeckte, dass sie offensichtlich wieder modern werden, ich erfuhr auch, dass man sie problemlos kaufen kann. Als ich dann noch ein Bild sah, hörte ich sie wieder klappern. Ich erfuhr im Netz, dass man die Klapperlatschen in der DDR auch „Fußgymnastiksandalette“ genannt hatte, das war mir völlig neu. Ich musste dann sofort auch an Jesuslatschen denken, die politisch korrekter Römersandalen hießen. Und mir fielen auch die Tramper wieder ein. Und die Klapperlatschen klapperten, ich hörte sie ganz deutlich.

Ich sah aus dem Fenster. Unten spielte ein Junge und schlug mit einem Stock an einen Gartenstuhl. Das klang sicher nicht wirklich wie Klapperlatschen, aber ich hörte es so. Ich schloss das Fenster. Endlich Ruhe, dachte ich. 

Wenig später las ich in Miris Blog – mein Blick fiel wieder einmal auf Miris Lieblingswörter und ich traute meinen Augen kaum, da stand: Klapperlatsch – mittendrin. Da waren sie also wieder: Klapp, klapp, klapp…  Oh man!

Seither muss ich mehrmals am Tag an die Klapperlatschen denken. Während ich andauernd irgendetwas vergesse, permanent mein Schlüsselbund suche und mir selbst von bekannten Büchern der Autor nicht mehr einfällt, werde ich die Klapperlatschen nicht los. Die Konfrontation mit dem Objekt hat mir nicht geholfen, Ablenkung funktionierte nicht – aber vielleicht habe ich mir die Holzschuhe jetzt von der Seele geschrieben.

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