Jüdin sein

Jemand sagte neulich zu mir, seiner Auffassung nach, sei ich Jüdin. Es sei für ihn dabei egal, ob ich mich so fühle oder nicht. Es wäre auch egal, ob ich religiös wäre.  Die Abstammung reiche. Ich könne eben jederzeit nach Israel gehen und bekäme dort die Staatsbürgerschaft. Ein Hinderungsgrund wäre lediglich, wenn ich eine andere Religion hätte, beispielsweise die katholische. Die israelische Staatsangehörigkeit bekommen zu können, das sei mein Privileg.

Meine Herkunft war mir immer bewusst. Dafür sorgte die deutsche Geschichte und die meiner väterlichen Familie. Dafür sorgten aber auch diejenigen, die mich mit dem Begriff JUDE (geschlechtslos) stempelten.

Gestern habe ich kurz daran gedacht, wie es wäre, auszuwandern. In das Land der Vorfahren.

Ich weiß nicht, ob ich Jüdin bin, ich habe mich nie so gesehen. Das war immer nur gespiegelt.

Heimatlos bin ich sowieso. Von Familie, Freund*innen und den Lieblingsorten einmal abgesehen.

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