10. November: alles anders und doch gleich

Für B.S.

Wir haben den 9. November nicht verschlafen.  Unterschiedlichsten Orts wachten wir über Vergangenheiten. Vergebliche Liebesmüh? Hinterrücks überfielen uns kratzbürstige Erinnerungen. Wir begegnen ihnen in Habachtstellung. Ich schließe die Augen und halte mir die Ohren zu. Will zur Ruhe kommen, aber es geht nicht. Laut tösend durchbricht der Feuerwerkslärm meine Schallschutzfenster. Sogar die Ratten verkriechen sich. Ach, denke ich, vielleicht wäre Alkohol doch eine Lösung und bedaure, dass ich keinen trinke. Hellwach blicke ich in eine Zukunft, die ich nicht angefordert habe.

Damals in der Küchentischzeit, als wir noch dichter dichteten und die Nächte kein Verfallsdatum hatten, uns jedes Wohnzimmer einen ehrlichen Spielplatz der Kunst bot, damals in der Küchentischzeit, war die Zukunft uns anders und näher.

Erinnerungen sind wie Weckrufe. Wir haben uns die Nähe bewahrt. Über dreißig Jahre. Das lässt hoffen. Machen wir was draus.

War sehr schön heut mit Dir.

Dieser Beitrag wurde unter Geschichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.