Einheitsbrei?

Deutliche Grenze an der Wollankstraße, dort, wo früher der Westen begann, beginnt jetzt die Armut. Die Mauer ist noch immer sichtbar, auch, wenn sie dort nicht mehr steht. Von japanischen Kirschbäumen ist ihr leerer Platz gesäumt, aber das ist nur ein Täuschungsmanöver der Besserdenkenden. Schnell noch einen Happen kann der Obdachlose essen bei den Franziskanern im Osten, Wohltätigkeit, die wohltut, in all der gesamtdeutschen Kälte, bevor er in den Westen abwandert. Dort, im Wedding, fällt er nicht so auf wie in Pankow.  Diese Grenze verläuft nicht mehr horizontal. Sie verläuft zwischen Oben und Unten.

Hunger, erinnert euch, war ausgestorben in der DDR. Dafür hatte die Gängelei Hochkonjunktur und der Mangel war systemimmanent. Mein Loglied für das untergegangene Land sing ich der Hoffnung, die wir dort hatten. Eine bessere, gerechtere und friedliche Welt. Auch heute noch scheint mir, die Welt war selbst im kalten Krieg friedlicher als heute.

Löhne, Renten, Wahlergebnisse, seht euch um; die deutsche Einheit ist eine Fiktion, so als verstünden sich Pinguin und Eisbär miteinander, wenn sie im gleichen Zoo untergebracht sind.

Die Grenzen ziehen sich durchs Land – überall, zwischen Altdeutschen und Neudeutschen oder Nichtdeutschen und Balddeutschen und zwischen Thüringern und Schwaben, mitten im Prenzlauer Berg.

Warum sollte ich dieser Demokratie ein Loblied singen? Sie wirft weltweit mit Waffen um sich und zaudert nicht, dem Arbeitsunwilligen das Notwendigste zu entziehen. Und bist du nicht willig, dann brauch ich Gewalt. Ist das richtig? Dann müsste man auch die Prügelstrafe wieder einführen. Keine Antworten nur Fragen. Und keine Zeit zum Weiterdenken.

Ich wünsch mir: Ein wenig Hoffnung. Wenigstens das.

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