Mein letzter Kühlschrank

Der Kühlschrank, den ich vor einer gefühlten Ewigkeit gekauft habe, ist ein wenig kaputt. Manchmal kühlt er, dann wieder nicht. Oder er friert kurzerhand mal alles ein, selbst meine Tomaten und Gurken im Gemüsefach.

Das Gefriergut ist von seinen Launen nicht betroffen. Zwei unterschiedliche Kompressoren regeln Kühl- und Gefrierteil. Beim Kauf habe ich darauf geachtet. Jetzt zahlt es sich aus, der muckernde Kühlschrank begleitet mein Leben schon mehr als ein Jahr. Natürlich hätte ich längst einen neuen kaufen können. Aber ich will einen ganz besonderen, einen, der über diese und jene teure Besonderheit verfügt.

Mein letzter Kühlschrank soll mir besonders gut gefallen. Schließlich will ich mit ihm den Rest meines Lebens verbringen.

Die meisten, die meine Kühlschrankgeschichte hören, halten mich für ein wenig verrückt. Wieso „letzter“ Kühlschrank – so ein Quatsch – wo doch die durchschnittliche Lebenserwartung weit über 80 Jahren liegt. Durchschnittlich wollte ich sowieso noch nie sein :-).

„Ein Kühlschrank verbleibt 10-15 Jahre im Haushalt“ – sagen die Hersteller und werben für ihre energiesparenden Geräte. Mein Zukunftsgerät ist ein Gerät der Energieklasse A+++ und verbraucht pro Jahr 100 kwh weniger als sein baugleicher Bruder mit A++. Der Bruder ist etwa 100 € günstiger zu haben. Diese „Ersparnis“ hat sich allerdings schon nach 4 Jahren erledigt. Angesichts steigender Energiekosten präferiere ich deshalb das teurere Gerät. „Und das ist dann nach 3 Jahren kaputt“, lästert man in meiner Umgebung. Klar, ich könnte Pech haben…

Mein letzter Kühlschrank soll ein „No Frost“-Gerät sein. Auch das spart. Später. Erst mal ist es vor allem teurer. Aber wenn man nicht mehr abtauen muss, weil sich kein Eis im Gefrierteil sammelt und deshalb auch weniger Strom verbraucht wird, dann zahlt sich der Mehrpreis aus. Denke ich.

„Eine ordentliche Kühl-Gefrierkombination gibt es auch für die Hälfte!“, sagt C.

Stimmt. Er hat Recht. Aber mein letzter Kühlschrank soll nicht „ordentlich“ sein. Von ordentlichen Dingen habe ich die Nase ordentlich voll.

Das Geld für den Kühlschrank ist da. Es wartet auf dem Konto. Schon eine ganze Weile. Aber es gibt ein Problem. Der Kühlschrank hat Überbreite und alle Messungen haben zum gleichen Ergebnis geführt: Er passt nicht in die Küche.

Die Küche habe ich 1970 gekauft – für 20 Mark. Da war sie schon mindestens 50 Jahre alt und hatte ihre beste Zeit hinter sich. Während alle Leute ihre alten Küchen abbeizten, bekam diese einen Anstrich nach dem anderen – das Holz war zu schlecht und zu dünn zum Abbeizen. Sagte mir irgendwann ein Fachmann: Es ist eine Küche aus einem Arbeiterhaushalt, schlechtes Holz und nicht besonders gut verarbeitet. Wir haben sie immer wieder gestrichen. Aber irgendwann ging das nicht mehr, wir hätten die alten Farbschichten abkratzen müssen, doch dann wäre sie wohl auseinander gefallen. So wirft sie ab und zu einen Farbsplitter in den Raum als Diskussionsbeitrag, aber sie hat noch alle Tassen im Schrank.

Es war meine erste Küche und sie hat mehr gehalten, als sie versprochen hatte. Sie jetzt einfach auf den Müll schmeißen? Zum alten Eisen? Das kommt mir ungerecht vor. Als würde man einen Freund im Stich lassen, der immer da war.

Außerdem lohnt sich eine neue Küche nicht mehr. Ich habe den Test gemacht – Klick. Ich habe noch 8 Jahre, wenn ich dem Test glaube. Da lohnt eine neue Küche tatsächlich nicht mehr. Und mein letzter Kühlschrank passt nicht in die alte Küche.

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