Mein Vater, Paul Wiens, starb am 6. April des Jahres 1982. Er war damals noch nicht einmal 60 Jahre alt. Sein Leben blieb geprägt von seiner Kindheit und Jugend: aufgewachsen in Berlin und vor den Nazis geflüchtet, musste er früh erwachsen werden. Verhaftet in Wien und wegen „Wehrkraftzersetzung“ verurteilt, befreiten ihn sowjetische Soldaten aus dem Konzentrationslager Oberlanzendorf.
Der Eintrag über ihn bei Wikipedia ist auch ein Beweis dafür, dass die Wahrheit zur Lüge werden kann. Es ist wahr, dass mein Vater für den KGB arbeitete. Es ist auch richtig, dass er in diesem Zusammenhang auch über seinen Freund Lew Kopolew berichtete. Aber es steht nicht in diesem Wikipediaeintrag, dass er seinem Freund damit vielleicht das Leben rettete.
Die heutigen Sieger der Geschichte manipulieren unsere Erinnerung an die DDR Tag für Tag. Wir hören immer wieder, was wir vermissten. Wir hören nicht, was wir hatten.
Wir brauchen ein gutes, ein scharfes Gedächtnis.
Paul Wiens
V E R M Ä C H T N I S
Dies sei unser Vermächtnis:
Ein gutes, ein scharfes Gedächtnis-
und unsere Hinterlassenschaft:
ein Sommer voller Licht und Saft,
ein Sommer – windig aber weich,
tief, tief der Wald, die Äcker reich,
die Straßen um die Erde breiter,
die Leute herzlicher, gescheiter,
Haut und Gedanken ohne Beulen,
Gedichte an den Anschlagsäulen,
mit Liebe jedes Haus umlaubt,
froh jedes Kind – und überhaupt:
ein Tröpflein nur des Volkes Bitterkeit –
sein Glück jedoch – wie alle Meere weit!
Liebe Maja,
das Gedicht ist sehr, sehr schön, allerdings finde ich, es sollte Vision heißen, nicht Vermächtnis.
Nachdenklich, Miri
Es ist auch richtig, dass er in diesem Zusammenhang auch über seinen Freund Lew Kopolew berichtete. Aber es steht nicht in diesem Wikipediaeintrag, dass er seinem Freund damit vielleicht das Leben rettete.
Wunderschön- aber leider immer wieder nur Traum,so edel wirds wohl niemals werden. Aber poetisch anrührend bis zu Tränen.