Zwei Stunden ohne Strom…

Zwei Stunden ohne Strom. Und das am Sonnabendabend.

Ich wollte Bilder bearbeiten, ganz viel hatte ich mir vorgenommen. Aber dann ging das Licht aus.

Nicht nur bei uns fiel der Strom aus, nein, in der ganzen Straße, im ganzen Viertel. Nach knappen zehn Minuten hatte ich ausreichend Kerzen plaziert – in allen Räumen verteilten sie ihr schwaches Licht.

Die Telefonleitung war natürlich tot. Früher wäre das nicht passiert. Ganz früher hatte ich natürlich kein Telefon. In der DDR dauerte das Warten auf ein Telefon oftmals länger als das auf einen Trabant. Später hatte ich dann eines, da gab es die DDR noch und das Telefon funktionierte selbst bei Stromausfall. Der Strom fiel oft aus, weil die Leitungen alt und verrottet waren. Außerdem hatte ein nicht sehr kluger Mensch in der halben Wohnung Antennenlitze unter Putz verlegt und imemr die kürzeste Strecke zwischen zwei Punkten bei der Verlegung gewählt. Beim Bohren wurde diverse Male eine Leitung getroffen. Kabelbrände gab es auch oft. Dann war der Strom erstmal weg. Aber das Telefon funktionierte. Nicht so wie heute. Heute ist dem Telefon ein Splitter vorgeschaltet, der braucht „richtigen“ Strom – und hat man den nicht, gibt es auch kein Telefon. Heutzutage fällt in unserem Haus auch die Heizung aus, wenn es keinen Strom gibt, und das Wasser bleibt kalt. Früher hatte ich da einen Kachelofen, später eine Gasheizung…

Die Fernseher, die Hifi-Anlagen, die Rechner – alles hängt am Strom. Sogar für meine Kameras brauche ich Strom – denn ohne Strom lassen sich die Akkus nicht laden. Der Kühlschrank bleibt dunkel ohne Strom, drin wird es wärmer und das Eis im Gefrierschrank beginnt zu tauen. Die Waschmaschine wäscht nicht, der Trockner trocknet nicht. Der Geschirrspüler funktioniert nicht, die Kaffemaschine und der Wasserkocher auch nicht. Auf den Mixer muss man auch verzichten, ebenso auf den Fön. Der Toaster toastet nicht und die Fritteuse frittiert nicht. Es gibt kein normales Leben mehr ohne Strom.

Wir riefen also den Notdienst an, schließlich besitzt der Mensch ja heutzutage ein Handy. Der Notdienst ließ eine Bandansage laufen, die die erfreuliche Nachricht verkündete, dass die Versorgungsunterbrechung des Gebietes gegen 22.00 Uhr beendet sein würde.  

Beinahe hätte ich gesagt: Na Gott sei Dank…

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2 Antworten zu Zwei Stunden ohne Strom…

  1. Karin sagt:

    Diese zwei Stunden Stromausfall haben mich weder an den Kühlschrank noch den Fön noch den Computer denken lassen, sondern daran, was es eigentlich bedeutet, bei absoluter Dunkelheit-drinnen und draußen- allein zu sein. Kerzen habe ich auch gesucht und aufgestellt, aber das Licht reichte nicht zum Lesen. Was also tun? Mit der Kerze in der Hand begann ich aufzuräumen, aber das ging erstaunlicher Weise diesmal viel zu schnell.
    Schuhe habe ich auch seit langer Zeit mal wieder geputzt. Aber da blieben immer noch anderthalb Stunden. Diese Störungsnummer habe ich auch immer wieder angerufen, in der Hoffnung, sie sagen, dass der Schaden in wenigen Minuten behoben sei. Nein, sie hielten durch. Neidvoll sah ich die hell erleuchteten Fenster in der Parkstraße. Müssen die denn so viel Strom verplempern? Ich hätte nie gedacht, dass zwei Stunden so lang sein können! Und allein sind sie noch viel länger. Oder war das alles vielleicht ein Wink von wem auch immer? Mal über Dinge nachzudenken, für die man sich sonst keine Zeit nimmt? Wenn das so gedacht war, dann hat diese Aktion voll ins Schwarze getroffen. Ja, ins Schwarze.

  2. Maja Wiens sagt:

    Liebe Karin,
    C. sagte, als er meinen Eintrag gelesen hatte, warum ich denn nicht geschrieben hätte, was wir in den zwei Stunden gemacht haben. Ich habe ihm geantwortet, dass ich, während wir am Kamin saßen und Musik hörten, an all das gedacht habe, was ich aufschrieb – all die Dinge, die wir täglich nutzen – und die wir für selbstverständlich halten.
    Wir haben versucht, Dich anzurufen – und als Du Dich nicht gemeldet dast, wusste ich, Du bist auch betroffen. Ja, allein ist es noch scheußlicher. Am Freitagabend wäre der Ausfall angenehmer gewesen, da hätte wir alle nur darüber gelacht. Und beim nächsten Mal machst Du dann einen Minispaziergang und kommst bitte rüber…

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