… Å¡ukran oder: Das Lächeln der Anderen

Von Freunden, denen ich geholfen hatte, bekam ich einen Briefumschlag. Eigentlich hatte den Freunden mein Drucker geholfen, denn es ging nur ums Ausdrucken eines Textes und einiger E-Mails und beim Ausdrucken ist der menschliche Einsatz relativ gering.  Sie wollten sich aber unbedingt bedanken und brachten mir nicht nur Brombeer-Gelee, sondern auch einen Umschlag. Weil sie annahmen, dass ich auf gar keinen Fall irgendwelches Geld von ihnen genommen hätte, überließen sie mir den Umschlag mit dem Hinweis, der Inhalt sei für Geflüchtete.

Den Umschlag habe ich gestern drei Mädchen gegeben.  Den Freundinnen Z. (aus Syrien/Damaskus) und A. (Kurdin aus Syrien/Aleppo) und S. aus Essen, die in Berlin zu Besuch bei einer Freundin ist. S. kannte die beiden syrischen Mädchen nicht.  Sie sahen sich gestern auf dem Alexanderplatz um kurz nach 15:00 Uhr zum ersten Mal. Unser Auftrag an die 3 Mädchen lautete: Geht zusammen shoppen. Im Umschlag waren 50 €.

Nach einer Stunde kam ein Anruf: Wir sind noch nicht fertig.

Das war eine gute Nachricht. Denn es bedeutete, es wurde miteinander geredet.

Später sahen wir, was sie gekauft hatten:

A. ein Oberteil und Turnschuhe, Fingernägel

Z: eine Handtasche, Fingernägel

S: eine leichte Bluse, Kopfhörer, Fingernägel

12 € waren übrig, die wurden im Café (hoch über der Stadt) dann in Kuchen und Saft verwandelt.

Vielleicht bleiben die Mädchen in Verbindung, vielleicht auch nicht. Nummern haben sie getauscht und Z. und A. haben gefragt, wann S. wieder nach Berlin kommt.

Vor allem aber hatten sie miteinander eine schöne Zeit, daran werden sie sich erinnern. Und die beiden Mädchen aus Syrien haben das eine oder andere von S. erfahren. Zum Beispiel, dass S. in der Schule von der 5. bis zur 9. Klasse Politikunterricht hatte. Und Deutsch gelernt wurde auch noch, ganz nebenbei. Praktischen Politikunterricht gab es an der Weltzeituhr. Da standen nämlich die OMAS GEGEN RECHTS.

Es regnete in Strömen und mit Z. und A. musste ich länger im Kaufhaus bleiben als geplant.

Und natürlich bleiben die Mädchen bei den Tischen mit den Kosmetika stehen.  DIOR. Mehr geht ja fast nicht. Ein bissel mehr gibt es an diesem Tag noch. DIOR Haut nah.

An einem der Schminktische steht eine schöne Frau mit besonders schönen schwarzen Haaren.  Sie ist Make up Artist und schminkt die beiden Mädchen ein ganz klein wenig, typgerecht und vorsichtig. Sie versorgt sie nebenbei auch und mit vielen guten Ratschlägen. Solchen, die nichts kosten. Die sind unbezahlbar.

„Viel Wasser trinken!“

Sonst sprechen wir beim Schminken noch über die Türkei, Syrien, das Deutschlernen, die Integration, über die Schwierigkeit Deutsch zu lernen, wenn man Vater ist – irgendwie scheint das einen Zusammenhang zu haben – über Adoption, die Berufsausbildung zum Make up Artist, Glitzer und Lippen, bei denen der gleiche Lippenstift anders aussieht. Gesprochen wird deutsch, türkisch und arabisch.

Die schöne Frau, die die beiden Mädchen schminkt heißt Sukran – übersetzt heißt das DANKE.

Das schönste Danke ist immer das Lächeln der Anderen.

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