Das wirkliche Leben – oder: Sich bestätigt fühlen, das ist nicht immer schön – Familie Brasch

Den Film wollte ich nicht sehen. Mehrere Filme von Annekatrin Hendel kannte ich – Vaterlandsverräter und Anderson zum Beispiel – und ich versprach mir kein Filmerlebnis. Die Haltung der Filmemacherin, die Haltung, die diese Filme bestimmt, gefällt mir nicht.

Wir stritten heftig darüber, ob meine Verweigerung, diesen Film anzusehen, mit mangelnder Lust zur Selbstreflexion zu tun habe.

Warum willst Du Dich auf diesen Film nicht einlassen, wurde ich gefragt. Irgendwie zählte nicht, dass man ja in der Regel ins Kino geht, weil man es will – nicht aus Verpflichtung.

„Frau Hendel hat in zwei ihrer Filme jeweils einen prominenten IM zerlegt und vorgeführt.
Thomas Brasch gehört nicht in diese Kategorie.“ – meinte I.

Damit fasste sie sehr treffend zusammen, warum ich den Film nicht sehen wollte. Ich mag es nicht, wenn Menschen zerlegt werden. Man muss nicht IM (inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit) gewesen sein, um zerlegt werden zu können. Es reicht, wenn man gelebt hat – oder lebt.

Das wirkliche Leben kam wieder nicht vor – zu viele wahre Geschichten, die natürlich nicht zusammen passten, zu viel Ausgespartes und dadurch Unvollständiges. Gespielte Zurückhaltung. Niemandem weh tun.

Ich bin überzeugt, wenn ich das Buch von Marion Brasch lese (Ab jetzt ist Ruhe. Roman meiner fabelhaften Familie)– eine eigene, wirkliche, individuelle und zugegeben dadurch verengte Sicht, erfahre ich mehr von der schmerzhaften Wahrheit.

Annekatrin Hendel war anwesend.  Sie jedenfalls ist begeistert von ihrem Film, das brachte sie klar zum Ausdruck.

Familie Brasch

Familie Brasch – Kino Blauer Stern

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