Verlautbartes Stillschweigen

Ich erzähle meinem Freund Paul etwas von einem neuen Sponsor. Davon habe ich in einem Internetforum gelesen und gelesen habe ich da auch, dass Stillschweigen vereinbart wurde. Mein Freund Paul sagt, ein Sponsor ist einer, der dafür, dass er sein Geld hergibt, ganz laut gelobt werden will und möchte, dass überall sein Name draufsteht. Und wenn ein Sponsor nicht genannt werden will, frage ich. Dann ist es gar kein Sponsor sondern ein Spender, sagt Paul, und das ist ganz prima, weil der dann gar nichts will, der gibt nur – ohne Gegenleistung. Und wenn mit dem Spender aber Verhandlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht wurden, worüber wurde denn da verhandelt, wenn der doch gar nichts will, frage ich. Das ist in der Tat komisch, sagt Paul, dann ist der Sponsor vielleicht ein Kreditgeber. Ah, sage ich, jetzt verstehe ich, da wurde dann Stillschweigen vereinbart, weil niemand wissen soll, wie viel Geld sich der Gesponserte geborgt hat. Aber warum wurde auch über die Identität Stillschweigen vereinbart? Da ist es dann einen Moment lang ruhig am Telefon. (Ich telefoniere immer mit meinem Freund Paul, weil der nämlich in einer anderen Stadt wohnt)  Der Gesponserte ist dann ein Kreditnehmer, sagt Paul – und kein Gesponserter.  Stillschweigen vielleicht deshalb, weil der Kreditnehmer nicht mit dem Kreditgeber in Verbindung gebracht werden will, oder umgekehrt. Aber dann sollte man das lieber nicht laut sagen. Also auch nicht, dass Stillschweigen vereinbart wurde. Weil dann ja schon nicht mehr geschwiegen wurde. Und da könnte ja dann einer dumme Fragen stellen. Nö Paul, sage ich, das macht keiner, freuen sich doch alle über den neuen Sponsor.