BFC Dynamo: Wir machen Dummheit zur Strategie

Kürzlich erschien im Berliner Kurier ein kleiner Artikel „Verzicht aufs Dynamo-D“ in dem es hieß:

„Das Dynamo-D ist verschwunden, der Berliner Bär richtet sich vor einem weinrot-weiß-gestreiften Hintergrund auf. Dazu ein Ring in den Klubfarben mit dem Vereinsnamen. Kraftvoll, aber gewöhnungsbedürftig. „Wir wollten den Besitzern des Alt-Logos keinerlei juristische Angriffspunkte bieten, haben deshalb bewusst auf das D und das BFC verzichtet. Und es sollte nicht hypermodern wirken“, so Peter Meyer.

Der BFC Dynamo braucht dringend ein Logo. Sein eigenes gehört ihm nämlich nicht.

Dummheit der ehemaligen Vereinsoberen führte einst dazu, dass sich ein Geschäftemacher das Logo, an dem der Verein kein Interesse anmeldete, sichern ließ.

Inzwischen hat das Logo zwei andere Eigentümer – und die wollen mehr Geld dafür, als der Verein bezahlen kann. Einer der Besitzer sitzt  neuerdings hinter schwedischen Gardinen, was ihn für Verhandlungen ohnehin schwerer erreichbar machen könnte. Der andere Eigentümer an den Rechten des Logos des Meisterklubs ist Mitglied des Vereins und gehörte vor Jahren zu seinen Rettern. Dass er dem Verein das Logo nicht geschenkt hat, ist normal, und wir leben eben im Kapitalismus, hieß es dazu beim BFC Dynamo, und das zeigt, dass man auch dort längst in der Bundesrepublik Deutschland angekommen ist.

Einige Witzbolde traten zwar permanent kämpferisch mit einem Transparent auf: „Wir fordern unser Emblem zurück“, aber sie standen so mild lächelnd dahinter, dass man einen Hauch von frischem Gras spürte, ohne ihnen wirklich nah zu sein.

Vor der letzten Mitgliederversammlung im Frühsommer 2008, als der Verein schon beinahe fast eventuell entschlossen schien, sich ein neues eigenes Logo zu geben, gab es plötzlich Verhandlungen zwischen den Eigentümern des Logos und Peter Meyer.

Peter Meyer ist Wirtschaftsratsvorsitzender des Vereins, sein Mitarbeiter Norbert Uhlig hat inzwischen den Präsidentenposten erhalten und auch sonst sind die Positionen beim BFC Dynamo so besetzt, dass Meyer keinen Widerspruch fürchten muss. Letztlich entscheidet er sowieso allein. Eigentlich – genau betrachtet, ist das auch richtig so – denn ihm gehört der Verein, Meyer kaufte die Schulden auf – und sich damit die Macht, die man ihm gern überließ.  Man nimmt ihm nichts übel, nicht die hohen Eintrittspreise und den Misserfolg beim zweimal missglückten Aufstieg auch nicht. Niemand fragt öffentlich danach, wieso der INFINITY Business-Club 100, der von ehemaligen und derzeitigen Sponsoren des BFC Dynamo lebt, eigentlich Eigentum des Wirtschaftsratsvorsitzenden Meyer ist. Im Gegensatz zu anderen Sponsoren-Clubs, hat dieser mit dem Verein nichts zu tun. sondern ist eine Tochterfirma des kommerziellen Unternehmens des Peter Meyer. 

Die Fans spenden und arbeiten für den Verein wie immer. Die Mitglieder auch. Viele Mitglieder sind allerdings oft säumig bei der Beitragszahlung, Außenstände in fünftstelliger Höhe beklagt der Verein zu Recht schon seit vielen Jahren.

Überzeugt von dem glücklichen Ausgang der Verhandlungen verkündete Meyer zur Mitgliederversammlung in der Mitte des vergangenen Jahres, man werde bald zum Abschluss der Verhandlungen um das Logo kommen. Man strich den Tagesordnungspunkt und die Mitglieder träumten vom Rückkauf. Als kleines Geschenk an einen der Verhandlungspartner bat Meyer sie um Entlastung des ehemaligen Präsidenten und seines Stellvertreters. Beide waren den Mitgliedern in den anderhalb Jahren vorher  so madig gemacht worden, dass den Anwesenden die Entlastung wirklich schwer fiel. Hielten sie den ehemaligen Präsidenten Mario Weinkauf doch für den Verursacher der Außenstände, der er nicht war.  

Mario Weinkauf war inzwischen längst beim Stadt-Konkurrenten Tennis Borussia Berlin weich gelandet, wenngleich die Fans dort ihn ebenso wenig mochten, wie die des BFC. Aber dort spielte das keine Rolle. Tennis Borrusia wird in der nächsten Saison voraussichtlich in der Regionalliga spielen.

Die Verhandlungen zwischen den Eigentümern der Rechte an der Vermarktung des Tradiotionslogos und dem BFC Dynamo scheiterten  nach beinahe einem Jahr. Für eine Lizenz in der Regionalliga ist es aber erforderlich, dass der Verein ein Logo hat, über das er selbst verfügen kann.

Jedenfalls erfuhren interessierte Fans vor ein paar Wochen, dass man nun doch ein neues eigenes Logo brauche. Dieses solle möglichst wenigen Leuten bekannt sein, bevor es eingetragen werde, damit sich nicht irgendwer schon vorher die Rechte sichere. Deshalb kam es nicht zu einem von den Fans bevorzugten und vorgeschlagenen Wettbewerb – irgendwer brütete im Verborgenen und dann beantragte der Verein beim Deutschen Patent- und Markenamt die folgende Marke:

Berliner Fussball Club Dynamo

Berliner Fussball Club Dynamo

Kaum war das neue Logo im BFC Forum gezeigt, sahen andere Leser, was ich auch sah: Zwei orthografische Fehler in einem Logo. Natürlich müsste man richtig schreiben: Berlin Fußballclub Dynamo…

Sofort entbrannte im Forum des Fanbeauftragten www.bfcdynamo.de/forum eine heftigte Diskssuion darüber wie Fußball geschrieben wird, von wem und warum. Die Begründungen, warum man Fussball mit zwei s schreiben wolle, sind teilweise wirklich lustig. Begeifen doch viele treue Fans des BFC Dynamo überhaupt nicht, dass es Unterschiede zwischen einer Schreibweise in ausschließlich Großbuchstaben und einer Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben gibt. Sie sind überzeugt davon, dass FUSSBALL ein Beweis dafür wäre, dass man auch Fussball schreiben könne. Dass jemand etwas nicht weiß, ist nicht schlimm – wenn er bereit ist, zu lernen. Wenn er aber auf seinem eindeutig falschen Standpunkt beharrt, dann outet er sich als ein Dummkopf.

Bei vielen BFC-Fans gibt es noch  die Tauer um den halben Abschied vom Traditionslogo. Sie haben sich um und wegen ihrer Schals mit Fans anderer Vereine geprügelt und haben den bäurischen Ährenkranz verteidigt und sogar das zeitweise ungeliebte Dynamo D mit seiner bekannten Herkunft aus der Sowjetunion.

Natürlich wird man das Traditionslogo auch weiterhin sehen. Auf tätovierten Schultern, Rücken und Waden, T-Shirts, Schals, Jacken und Webseiten. Die Eigentümer der Rechte am Logo werden auch weiterhin Artikel verkaufen und verkaufen lassen, und einige Fans werden das „alte“ Logo für sich selbst gestalten, ausdrucken und verwenden. Es gibt aber auch viele Anhänger, die schon immer Wert darauf legten, nicht wie geschmückte Weihnachtsbäume umherzulaufen und sich für dezente Kleidung in den Farben Vereins (weinrot und weiß) entschieden oder auch als Trendsetter auftraten.

Die Entscheidung für ein eigenes Logo war für den Verein trotzdem längst überfällig. Hätte er sie bereits vor Jahren getroffen, statt Bestrebungen ihm zu helfen, selbst zu torpedieren, wäre ihm vielleicht manches Leid erspart geblieben. Und der Weg zum Traditionslogo könnte inzwischen kürzer als er es jetzt ist. (Mehr zur Geschichte des Logos finden Sie übrigens hier im Blog, wenn sie auf die Kategorie LOG-KICK drücken)

Weil viele klügere Fans ihr berechtigstes Missfallen an der Schreibweise  äußerten, hatte ich die Hoffnung, Meyer und die Seinen würden einlenken, man werde sich auf  Versalien, also ausschließlich Großbuchstaben, einigen, den Eintragungsantrag entsprechend ändern und alles wäre beinahe gut. Aber kaum hatte der Streit im Internet um die Schreibung des Vereinsnamens im neuen Logo begonnen, meldete sich der „Chef“ zu Wort und erklärte dem verwunderten Publikum, warum man sich für eine falsche Schreibweise entschieden hatte. Hier Auszüge aus seiner Begründung:

„Der zweite und deutlich schwierigste Punkt war die Vermarktung und der Bekanntheitsgrad des neuen Logos. Wir wollten erreichen, dass im Internet in allen Foren verschiedener Fußballvereine über das neue Logo des BFC gesprochen wird, damit es bekannt wird. Wir bedienten uns eines einfachen Tricks den wir uns bei der FIFA abgeschaut haben. Wir schrieben Fussball mit kleinen Buchstaben und ss und hofften, dass sich alle über die Schreibweise aufregen werden und unser Logo so durch die ganze Republik wandert. Dieser Plan scheint aufzugehen und unsere Marketingstrategie zu funktionieren, frei nach dem Motto: Ihr könnt uns alle Scheiße finden, aber WIR sind der BFC und nur WIR schreiben Fussball mit kleinem ss. Sie werden sich aufregen und sagen was bilden die sich ein, ja aber so war der BFC schon immer und so soll er bleiben. Wir werden mit der Anmeldung beim DPMA die Schreibweise Berliner Fussball Club Dynamo zu unserer Schutzmarke machen und jeder soll wissen, wo Berliner Fussball Club Dynamo draufsteht ist auch Berliner Fussball Club Dynamo drin. Abgesehen von der Ausnahme in diesem Schriftzug gilt natürlich auch für uns die deutsche Rechtschreibung und die Schreibweise Fußball.
Für unsere Kritiker sei noch gesagt, wir setzen diese Strategie bereits seit einem Jahr um, siehe unsere Satzung §1 Abs. 1 vom 12.10.2008 oder unsere Eintrittskarten der Saison 2008/2009. Diese Vermarktung wird sich in einer Werbeaktion und ab der neuen Saison auch in der neuen offiziellen Internetseite des Vereins www.Berliner-Fussball-Club.de wiederspiegeln.“

 (Zitat – Peter Meyer, Wirtschaftsratsvorsitzender des BFC Dynamo e.V.)

Nun, da spricht Peter Meyer wohl nicht ganz die Wahrheit – zieht sich doch das Problem der falschen Schreibweise beim BFC Dynamo schon durch die letzten Jahre – und wurde sogar im Nordostfußballforum geführt. Meine Mails an den jetzigen Jugendleiter,  an einen seiner Vorgänger, an den Pressesprecher des Vereins, an die Organisatoren des Dynamo-Cups – umsonst, man beharrte auf der falschen Rechtschreibung von Fußball mit dem Doppel-S. Auch meine Hinweise, dass beim BFC Dynamo eben auch viele Kinder und Jugendliche trainieren, um deretwillen man sich um die korrekte Orthographie bemühen sollte, hatten keinen Erfolg.

Dynamo-Cup- "Fussball"

Dynamo-Cup- "Fussball"

Für diesen Text hatte ich den Verantwortlichen eine Ãœberarbeitung geschickt, die sie dann ins Netz gestellt haben -leider mit einer Ausnahme: Auf der Schreibweise von „Fussball“ beharrten sie. (2008 und auch 2009)

Offizielle Jugendseite des BFC Dynamo e.V.

Offizielle Jugendseite des BFC Dynamo e.V.

Zeitweise hatte ich den Eindruck, man beharrte auf dem orthografischen Fehler, weil die Hinweise von mir kamen, aber jetzt weiß ich: Es ist Strategie. Die auch schon in der Satzung umgesetzt wurde, wie Meyer sagte.

BFC Dynamo: Wir machen Dummheit zur Strategie!

Wer Dummheit zu seiner Strategie erklärt, bei dem könnte auch Dummheit die Ursache sein. Kein wirklich sicheres Erfolgsrezept – nicht mal im Fußball…

Demnächst mehr zum neuen Logo des BFC Dynamo.

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Eine Antwort zu BFC Dynamo: Wir machen Dummheit zur Strategie

  1. David Engmann sagt:

    Ich würde sagen einfach etwas mehr üben, dass kann ja keiner mitansehen.
    David aus Hellersdorf

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