Das Gespräch begann bei den Eierwärmern. Wir haben noch welche! Es sind sogar die aus meiner Kindheit. Und zu einem Sonntagsfrühstück gehören weichgekochte Eier (die muss man so lange kochen, bis sie weich sind!) und natürlich auch Eierwärmer. Eierwärmer machen die Eier nicht warm, sondern sie sorgen dafür, dass sie nicht so schnell kalt werden. Mein Freund meinte jedenfalls beim Frühstück, dass man die Eierwärmer ja gar nicht bräuchte, wenn alle pünktlich beim Frühstück wären. (Sollte das eine versteckte Kritik sein, weil ich noch mit Paul telefoniert hatte?) Ich widersprach ihm heftig, mit der Pünktlicheit hätte das gar nichts zu tun, es sei ja so, dass man vielleicht vor dem Ei noch etwas anderes esssen wolle, zum Beispiel Joghurt. Auf diese Weise landeten wir ganz schnell bei der Frage, wann denn die Joghurtkulturen zu uns gefunden hätten und wer sie mitbrachte. Ich vermutete, dass es im Westen die zur Arbeit eingeladenen Menschen aus der Türkei waren, die den Joghurt der deutschen Frühstückskultur hinzufügten, bei uns im Osten unsere Besuche im real existierenden sozialistischen Ausland, im Joghurtland Bulgarien. Mein Freund vertrat hingegen die Ansicht, auch der Joghurt wäre aus Amerika rübergeschwappt. Die dortige Esskultur (nein, nicht nur Fast-Food!), geprägt von den Zu- und Einwandern, habe uns auch den Joghurt beschert. Wir konnten die Frage, woher der Joghurt kam, bevor er auf dem Frühstückstisch landete, noch nicht abschließend klären. Wichtig ist, dass er landete, denn er hat unsere Kultur bereichert. Wie die Eierwärmer. Alles Kultur -ein wenig anders, aber Kultur – die andere Kultur eben!
Nachsatz: Beim „TABU“-spielen musste jemand den Begriff „Kultur“ beschreiben, er tat es so: „Na, was ist das, wenn wir beim Abendbrot eine Kerze auf den Tisch stellen und anzünden…?“